Therapieoptionen (Leitlinien Deutschland):
Erstlinientherapie ist nach Leitlinien dienicht-medikamentöse, kognitiv-verhaltensorientierte Schlaftherapie (CBT-I)2.Diese beinhaltet
- Schlafhygiene (regelmäßige Schlafzeiten, kein Koffein am Abend, angemessene Raumtemperatur),
- Stimulus-Kontrolle (Bett nur zum Schlafen nutzen, bei wacherliegendem Gedankenkreisen aufstehen) und
- schlafrestriktive Maßnahmen (liegende Zeit begrenzen).
Studien belegen, dass nur wenige Sitzungen von kognitiv-verhaltensorientierte Schlaftherapie bereits langfristig den Schlaf signifikant verbessern. Parallel können Entspannungsverfahren (z. B. progressive Muskelentspannung) und Hygieneratschläge helfen. Wenn eine Pharmakotherapie notwendig ist, wird in Deutschland nach NVL-Schlafstörungen zunächst Kurzanwendungen von Z-Substanzen (Zaleplon, Zopiclon) oder niedrig dosiertes Doxepin empfohlen – und das nur kurzzeitig (bis Wochen) wegen erhöhter Abhängigkeits- und Sturzgefahr2. Melatoninpräparate werden bei circadianen Rhythmusstörungen eingesetzt. Generell gilt es, Begleiterkrankungen (z. B. Depression, Schmerzen, Atmungsprobleme) zu behandeln, weil diese den Schlaf massiv beeinträchtigen können. Das Überangebot an Schlafmitteln soll vermieden werden; viele ältere Menschen nehmen weiterhin unnötig Benzodiazepine, was vermieden werden sollte.
Cannabis als komplementäre Therapie
Viele ältere Menschen wenden Cannabis bei Schlafproblemen an oder fragen danach3. Studien zeigen, dass ein THC-CBD-Öl die Schlafeffizienz steigern kann. In einer randomisierten, doppelblinden, placebo-kontrollierten Crossover-Studie führte ein Öl mit 10 mg/ml THC und 15 mg/ml CBD bei täglicher Einnahme über zwei Wochen zu einer signifikanten Verbesserung von Einschlafzeit und Schlafqualität4.Nach der Behandlung waren 60 % der Probanden keine „klinischen Insomniaken“ mehr. Es zeigte sich eine Zunahme der leichten Schlafphase um etwa 21 Minuten pro Nacht und eine deutliche Steigerung der subjektiven Schlafqualität. Diese Ergebnisse legen nahe, dass Cannabis-Öl schlafanstoßend wirkt und nachfolgendentspannte Schlafphasen ermöglicht. In der Praxis beginnt man niedrig (z. B.0,2 ml abends) und titriert langsam, um die individuelle Dosis zu finden. Neben Ölen können auch Vaporizer- oder Blütenformen verwendet werden; orale Darreichungen haben dabei einen gleichmäßigeren Wirkungsverlauf während die Inhalation zu einer schnelleren und höheren Wirkstoffaufnahme führt. Wichtig: Wegen verlangsamter Metabolisierung im Alter werden Dosen ggf. niedriger gewählt als bei Jüngeren.
Rolle der Terpene und Entourage-Effekt
Auch hier spielen Terpene eine Rolle: Sorten mit sedierenden Terpenen wie Myrcen oder Linalool (bekannt aus Lavendel) können den Einschlafreiz unterstützen. Der „Entourage-Effekt“ besagt, dass das Zusammenspiel von Cannabinoiden und Terpenen synergistisch wirkt5. Es gibt Hinweise, dass Terpene das Wirkungsspektrum modulieren (z. B. Limonen für Stimmungsaufhellung, Linalool für Beruhigung). In der Praxis bedeutet das, dass unterschiedliche Cannabis-Zubereitungen unterschiedliche Schlafwirkungen zeigen können. Deswegen ist die Auswahl des richtigen Präparates durch einen erfahrenen Arzt oder Ärztin unerlässlich.